Baureportage Neubau des Gewerbehauses in der Fegeren

Der Neubau des Gewerbehauses in der Fegeren, den die Lippuner Immobilien AG in den letzten zwei Jahren als Bauherr erstellen liess, wird in den nächsten Tagen dem künftigen Mieter, der Brusa AG, übergeben. Christof Lippuner als Bauherr, Eigner und Planer, Werner Vetsch als Bauleiter, Werkplaner und Koordinator der am Bau beteiligten Unternehmen sowie Martin Sulser, Verwaltungsratspräsident der Lippuner Immobilien AG und Geschäftsführer der Lippuner Energie- und Metallbautechnik AG, stellen im Interview das markante Gebäude an der Langäulistrasse vor.

Was waren die architektonischen Aufgaben und die besonderen Herausforderungen dieses Projektes?
Christof Lippuner: Wir haben das Gebäude von Grund auf zusammen mit dem künftigen Mieter und Nutzer, der Firma Brusa, entwickelt. Gefragt waren moderne Büroräumlichkeiten, Labore und ein grosszügiger, repräsentativer Kundenbereich zu einem attraktiven Mietpreis. Das Gebäude wurde bewusst nach einer einfachen Grundstruktur konzipiert, sodass jederzeit Flächen einer anderen Nutzung zugeführt werden können. Das gibt der Firma Brusa Sicherheit, falls sich ihre räumlichen Ansprüche mit der Zeit verändern oder Teilflächen fremdvermietet werden sollen. Als Eigner und Vermieter liegt uns eine gute Auslastung sehr am Herzen. Um diese langfristig zu erreichen, bauen wir insbesondere Industriebauten möglichst flexibel und zeitlos.

Werner Vetsch: Da parallel zum Hochbau auch die Erschliessung Fegeren durch die Stadt Buchs stattfand, musste die gesamte Baulogistik darauf und auf den laufenden Betrieb der Nachbarn abgestimmt werden. Das Absenken des Grundwassers, während wir die Bauarbeiten unter Terrain ausführten, war mit ihren Zahlen beeindruckend und widerspiegelt die Grösse des Bauprojektes. So umfasste der Aushub der Baugrube 14000 Kubikmeter, was knapp 500 LKW-Transporten entspricht. Die acht gebohrten Brunnen förderten während 180 Tagen im Mittel 24 000 Liter in der Minute in den benachbarten «Giessen». Nach der Fertigstellung des Untergeschosses bis zum Erstellen des ersten Obergeschosses musste weiterhin das Wasser abgepumpt werden, bis das Eigengewicht des Baus den Auftrieb durch das Grundwasser überstieg.

Welche Bauweise wurde in der Planung, im Konzept und der Umsetzung gewählt?
Christof Lippuner: Es handelt sich um einen Hybriden aus Holz und Beton. Das ganze Untergeschoss, die beiden Treppenkerne und die Stützen bilden mit den Decken das tragende, statisch optimierte Betonskelett. Die Hülle wurde mit Holzelementen realisiert. Die Verwendung des nachwachsenden Baumaterials macht aus ökologischer Sicht Sinn und verleiht dem Gebäude innen durch die sichtbare Holzoptik einen wohnlichen, warmen Charakter. Aussen wurden die Holzelemente mit Aluminiumblech verkleidet. Die Brüstungsbänder sind mit Photovoltaik-Modulen bestückt. Die Fassade wurde eigens für dieses Gebäude entwickelt und mit einem 1:1-Fassadenmuster die gesamte Konzeption optimiert. So ist eine ästhetisch ansprechende Fassade entstanden, die auch wirtschaftlich überzeugt.

Werner Vetsch: Bereits in der Planung wurde an der Effizienz und der Vorfertigung der anspruchsvollen Haustechnik gearbeitet. Durch die Hybridbauweise konnte der Rohbau unabhängig von der Fassade hochgezogen werden. Parallel dazu erfolgte die Erstellung der Gebäudehülle in den Produktionshallen der Unternehmungen. Durch die hohe Vorfertigung der Bauteile und die Anlieferung «Just in Time» auf der Baustelle waren wir schon nach gut einem Monat nach der Rohbauvollendung bereit für den Innenausbau. Gleichzeitig erfolgte an der Fassade die Montage der PV-Anlage. So konnten wir die Innenräume frühzeitig und effizient heizen – dem Innenausbau über den Winter stand nichts mehr im Wege.

Energetisch entspricht der Bau dem Minergie-P-Standard. Was bedeutet dies konkret?
Martin Sulser: Dieser Standard setzt strenge Vorgaben für den energieeffizienten und CO2-neutralen Betrieb. Diese Vorgaben konnten alle eingehalten werden. Zusätzlich dazu wird mit modernster Gebäudetechnik der Komfort und Energiebedarf überwacht und laufend optimiert. Das Gewerbehaus Fegeren ist ein nachhaltiges Kraftwerk. Es wurde so konzipiert, dass es im Betrieb keine CO2-Emissionen emittiert. Neben der sehr gut isolierten Gebäudehülle wird die gesamte Gebäudetechnik für das Lüften, Heizen und Kühlen komplett mit erneuerbaren Energien betrieben. Zentrale Punkte sind die Kältemaschine/Wärmepumpe mit Grundwasser und die grosse Photovoltaikanlage für die Stromerzeugung. Bei diesem Projekt wurde auf die Elektromobilität gesetzt, welche im Betrieb keine CO2-Emissionen verursacht. Dazu wurden 80 Ladestation erstellt und sie können um weitere 80 Ladestationen ergänzt werden. Das ganze Gebäude wird mit einer intelligenten Gebäudeautomation gesteuert und geregelt.
Ein zentraler Punkt ist das Lastmanagement der Ladestationen, welches in das Gebäudemanagement integriert wurde. Damit kann optimal auf die unterschiedlichen Lasten der Gebäudetechnik, der Prozesse und der Ladestationen reagiert werden. Dies führt zusammen mit dem Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) dazu, dass möglichst viel des produzierten Stroms auf dem eigenen Areal verbraucht wird.

Welche Ansprüche stellte der Mieter Brusa an die Nutzung des Gebäudes?
Christof Lippuner: Allein die Lage des neuen Gewerbehauses erfüllt einen grundlegenden Anspruch der Firma. Man möchte in Zukunft von der aussergewöhnlichen Lage in Buchs profitieren und so die Attraktivität als Arbeitgeber steigern. Auf dem Areal sind Baulandreserven vorhanden und damit weitere Bauetappen denkbar. Wir wollen Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, die beim Kosten-Nutzen-Verhältnis überzeugen und dem Mieter ein ideales Umfeld bieten, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Wir meinen, mit dem Neubau ein tolles «Werkzeug» in die Hand der Firma Brusa zu geben. In einem ständigen Prozess wollen wir die Ansprüche des Mieters auch nach dem Ende der Bauzeit so weit möglich berücksichtigen.

Werner Vetsch: Ein innovatives und flexibles Gebäude zu erstellen, war unser Antrieb. Dies ist uns mit der frei aufteilbaren Grundrissgestaltung und der Kompaktheit des Körpers gelungen. Wir haben bei der Materialwahl auf Baustoffe wie Beton, Holz, Metall und Glas gesetzt, bewusst auf viel Schnörkel verzichtet und uns auf die optimale Nutzung für die Mieterschaft konzentriert. Grosszügige, lichtdurchflutete Arbeitsplätze mit modernster Haustechnik im Bereich Heizung, Lüftung und Kühlung sowie kurze interne Wege optimieren den internen Arbeitsprozess. Der Stromhaushalt wird durch die Photovoltaik an den Fassaden und auf dem Dach mehr als abgedeckt.

Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit zwischen Mietern, Bauherr, Behörden und Unternehmern?
Werner Vetsch: Dank der guten Vorarbeit und dem periodischen Abgleich des Projektstandes mit Christof Lippuner während der Bauzeit waren wir stets auf Kurs. Alle am Bau beteiligten Handwerker haben einen hervorragenden Job gemacht. Dies zeigt sich am Endprodukt bei Quantität und Qualität. Dieses Projekt zeigt, dass auch heute die Unternehmungen noch ihr Handwerk verstehen und stolz auf ihre Arbeit sind. Auch die Zusammenarbeit mit der Stadt Buchs und die Koordination mit dem Kanton war kooperativ und ausserordentlich schnell.

Christof Lippuner: Alle Seiten standen dem Projekt wohlwollend gegenüber und zogen am selben Strick. Für ein Bauvorhaben dieser Grösse ist das alles andere als selbstverständlich. Das Gewerbehaus Fegeren ist ein Ergebnis einer riesigen Teamarbeit. Unzählige Fachspezialisten, Planer, Unternehmer und Handwerker haben in einer mustergültigen Zusammenarbeit ihre Erfahrungen eingebracht und sich leidenschaftlich ins Zeug gelegt.

Wie steht das Gewerbehaus Fegeren im Zusammenhang mit der Idee «Campus Buchs»?
Christof Lippuner: Der Neubau ist Teil des Campus Buchs. Neben dem Industriegebiet Fegeren gehört die Fachhochschule Ost und das Berufs- und Weiterbildungszentrum Buchs zum Campus-Gebiet. Der Campus soll ein aus Bildung, Forschung, Innovation und Wirtschaft miteinander vernetzen. Durch den gegenseitigen Austausch sollen Synergien geschaffen werden, welche die Stadt Buchs als Bildungs-, Forschungs- und Wirtschaftsstandort langfristig stärken. Weitere Projekte sind in Planung. So sollen in naher Zukunft ein Campus-Motel und ein Neubau der International School entstehen.

Wie sind Sie mit dem neuen Gewerbepark zufrieden?
Werner Vetsch: Es hat richtig Spass gemacht – vom ersten Strich bis zum Bezug der Mieterschaft. Wir stehen heute vor einem Bau, der als Vorzeigeobjekt hinsichtlich Bauökologie und Energieeffizienz angesehen Anzahl PV-Module: 1453 (Fassade 678, Dach und Carports 775) werden darf. Brusa als führender Entwicklungsdienstleister für alle elektronischen und mechanischen Komponenten für die E-Mobilität darf sich auf seine gut 8500 Quadratmeter Büro- und Produktionsfläche freuen.

Christof Lippuner: Mit dem bisherigen Verlauf sind wir sehr zufrieden. Allerdings steht die wichtigste Bewährungsprobe noch bevor. Erst wenn die Firma Brusa die Räume bezogen hat und alles so funktioniert wie geplant, können wir von einem vollumfänglichen Erfolg und entsprechender Zufriedenheit sprechen.

 

Interview: Hanspeter Thurnherr

Zurück